Wanderfahrt Finnland

Die Reise startete mit unserem Treffen am 21.07.2010 in Berlin. Die Stimmung war gut und nach und nach trudelten alle Teilnehmer ein. Wir checkten die Rucksäcke und verteilten unser Gemeinschaftsgepäck (Kocher, Jurtenplanen, Werkzeug usw.) an die 12 Teilnehmer, davon 2 Mädels 10 Jungs. Das sollte unsere Truppe für die nächsten 15 Tage sein.

 

Ab ging es in den Bus, der uns mit Umstieg in Kopenhagen bis nach Stockholm brachte. Von Stockholm ging es dann mit der Übernacht-Fähre nach Turku in Finnland. Die Fahrt war sehr angenehm, wir haben sehr schöne Inseln und Landschaften gesehen. Bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderfahrt, dem Ort Orivesi, sind wir mit der finnischen Bahn gefahren. Vollgeladen mit kompletter Ausrüstung und in Finnland eingekauften Lebensmitteln für 4 – 5 Tage machten wir uns auf den Weg, zunächst auf einem kleinen Trampelpfad, der uns zu einer herrlichen Baderstelle führte.

 

Bei diesem See mussten wir Rast machen und reinspringen - was für ein tolles Gefühl. Volle Sonne und ein super Badestrand, das machte Hoffnung auf eine tolle Zeit in toller Umgebung. Die Motivation war hoch und so liefen wir weiter, bis wir nach ca. 12 km unseren Platz für die Nacht suchten.

 

Jeder baute sich seinen Schlafplatz auf, sicherte die Taschen und machte sich fertig fürs Abendbrot. Wir kochten zusammen, sangen zur kleinen Fahrtengitarre Lieder und genossen die Umgebung bei einer Andacht. Völlig allein, abseits der Zivilisation, das war ein tolles Gefühl. Dann ging es ab ins Bett und wir versuchten zu schlafen, doch bei Mückengefiepse und einer nicht dunkel werdenden Nacht war das keine leichte Aufgabe.

 

Am nächsten Morgen einpacken, Andacht und Frühstück. Jetzt ging es weiter auf unserer Route. Links ein paar Heidelbeeren, rechts ein paar Himbeeren. Dann wieder Johannisbeeren und Walderdbeeren, wir haben steht’s genascht und genossen.

 

In der kommenden Nacht hatten wir nach dem Aufbau Regen. Aber am Morgen war alles vorbei und so konnten wir weiterziehen, ohne dass jemand wirklich nass geworden ist. Der dritte Tag begann schon mit einigen Blessuren an den Füßen und ein paar Schmerzen in den Beinen. Hier und da war doch deutlich zu viel Gepäck auf dem Rücken gepackt worden.

 

Mitten im Wald, nachdem wir schon eine ganze Weile gelaufen sind, kamen wir einem dröhnenden Geräusch immer näher. Eine Baumfällmaschine könnte sich so anhören, und so waren wir schon ganz gespannt was uns erwarten würde. An einer Kreuzung im Wald angekommen raste mit ca. 140 km/h ein Rallyfahrzeug an uns vorbei. Finnland ist bekannt für seine guten und leidenschaftlichen Rallyfahrer. Hier war das jetzt aber gar nicht so passend, denn wir mussten ca. 1km auf der Strecke des Rallyfahrers, der hier trainierte, wandern. So machten wir mit dem Streckenposten aus, dass wir wenn das Fahrzeug an uns vorbeifährt, auf der Strecke soweit wir kommen rennen (mit vollem Gepäck auf dem Rücken) und beim sich nähernden Motorgeräusch unverzüglich vom Weg springen. Hierbei sei gesagt, das Fahrzeug zieht unmittelbar hinter sich eine unglaubliche Geröll- und Staubwolke mit. Na ja, Nervenkitzel macht so eine Tour erst zum wahren Erlebnis. das Stück haben wir gut überstanden und es dauerte einen Moment bis unser Adrenalinspiegel wieder Normalniveau erreichte.

 

Am Abend erreichten wir eine spärlich besiedelte Ferienhaussiedlung an einem See. Hier gab uns ein nettes, älteres Ehepaar den Tipp für unser Nachtlager und erlaubte uns ihren Steg zu nutzen, um dort zu baden und uns zu waschen. Es dauert bis alle eingeschlafen waren, da wir die Eindrücke vom Tag erst einmal verarbeiten mussten. Am nächsten Morgen wieder Abbau, Frühstück und Andacht und weiter ging es.

 

Wir versuchten trotzt Schmerzen und Blasen an den Füßen das Tempo hoch zu halten, um unsere geplanten Strecken zu schaffen. Gepäck haben wir umverteilt um die noch vorhandenen Kräfte zu nutzen. Trotzdem mussten zwei mit einem Fahrzeug zum Bahnhof in Villpula gebracht werden und weitere zwei trampten ein Stück. Nachdem alle angekommen waren, fanden wir ein wunderschönes Plätzchen mit Steg, Sprungturm und WC’s mit Duschen. Zivilisation, wir sind wieder da.

 

Am nächsten Morgen führen das letzte Stück mit Bahn bis Keuruu. Im Zug trafen wir auf 2 weitere Teilnehmer unserer Vereinigung, dies im Camporee zu unserer Gruppe gehörten. Von Keuruu hatten wir jetzt noch 8 km bis zum Camporeeplatz in iso Kirja. Mit Deutschland- und Pfadfinderflagge wanderten wir auf den Platz und waren glücklich, dass wir es alles gut überstanden haben und jetzt die Zeit auf dem Zeltplatz genießen durften. Wir bauten nun unsere Jurte, den Essensplatz und eine Feuerstelle auf.

 

Die nächsten Tage verflogen wie im Flug. Andachten im Großzelt am Morgen und am Abend, Workshops, spielen, singen und gegenseitiges Kennenlernen waren jetzt an der Tagesordnung. Traumhaftes Wetter (der heißeste Sommer seit 60 Jahren), mehrere Badestellen und Saunen luden zum Relaxen ein.

 

Der letzte Tag, der letzte Abend. Etwas Wehmut zog durch unser Lager. Die Halstücher wurden noch eben mit anderen Nationen getauscht und wir begannen unser Lager abzubauen. Um 22:30 h ging es dann mit Sack und Pack los Richtung Busbahnhof in Keuruu. Ein wunderbares Plätzchen in einem Pavillon sollte uns als Nachtlager dienen. In der Nacht schüttete es stundenlang und wir waren glücklich im Pavillon liegen zu dürfen. Aber mitten in der Nacht kam dann die Polizei vorbei und wir konnten ihnen erklären, dass wir als CPA unterwegs sind und Schutz vor dem Regen suchten. Kein Problem, wir durften bleiben.

 

Die Rückfahrt ging wieder über zwei Tage. Bus, Fähre und Bus sollten unsere Bleibe sein, bis wir erschöpft aber glücklich in Berlin ankamen.

 

Wir danken unserem Gott für die Führung und Leitung, für die wundervollen Erlebnisse, die unglaubliche Schönheit seiner Schöpfung, die interessanten Gespräche und den tollen Gruppenzusammenhalt.

 

Damjan Karpuzovski